Iseo See

Italien ist immer eine Reise wert

Der Iseo See

In den ersten Jahren nach dem Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten zog es uns immer wieder nach Bibione. Toller Strand, zahllose Ferienwohnungen, stets Sonne und die Nähe zu Venedig liebten wir einfach. Die Kinder konnten an dem breiten Strand toben und das langsam abfallende Wasser der Adria lud förmlich zum Planschen ein. Klar, vom eigentlichen Leben in Italien bekamen wir hier nicht viel mit. Bibione ist ein reiner Touristenort, aber schön war es trotzdem. Vom reinen Badeurlaub nahmen wir nun Abschied. Die Kinder sind nicht mehr so klein. In Verbindung mit der Kanu Weltmeisterschaft der Parasportler in Mailand kamen wir auf den Iseo See. Iseo ist eine Kleinstadt mit etwa 10.000 Einwohnern in der Lombardei in der Provinz Brescia und ca. 80 Kilometer von Mailand entfernt. Ich buchte uns daher für eine Woche im Hotel „Araba Fenice“ etwas außerhalb der Ortschaft ein Zimmer. Das direkt am See liegende Vier-Sterne-Hotel war nicht unbedingt modern eingerichtet, aber sehr sauber und ordentlich. (Stand 2015) Das im Preis inbegriffene Frühstück verhalf zu einem guten Start in den Tag. Am Abend sitzt man gemütlich bei einem guten Glas Rotwein und leiser Musik auf der über dem See gelegenen Terrasse und lauscht den Wellen.

Unser Hotel

Nach dem Frühstück gingen wir zu Fuß die ca. zwei Kilometer bis zum Ortskern von Iseo, um das Städtchen zu erkunden. Viele Besonderheiten hat Iseo nicht zu bieten, aber sonntags ist Markt und es macht Spaß, die einzelnen Stände zu erkunden. Danach suchten wir eine geeignete Badestelle.

Leider hat es in den Wochen zuvor nicht viel geregnet. Daher fehlte jede Menge Wasser im Iseo See und wirklich nach Seeluft roch es auch nicht. Aber wie sollte es auch anders sein – wir sind da und die Wolken werden dichter. Durch die umliegenden Berge ändert sich mal ganz schnell das Wetter. Wir lassen uns jedoch an unserem ersten Urlaubstag die Stimmung vom Regen nicht verderben. Spontan entschieden wir uns zu einer Fahrt ins „Hinterland“ ohne festes Ziel, mal schauen, was wir unterwegs so entdecken.

Wir fuhren über die SP510 in Richtung Pisogne und dann weiter über die SS42 Richtung Breno. Bei Esine entschied mein Mann über kleine, schmale Bergstraßen zu fahren, um die Aussicht genießen zu können. Unserer Tochter und mir war nicht ganz wohl, hier und da ging es doch recht steil und tief nach unten. Aber mein Mann fährt gerne und gut Auto und so brachte er uns sicher nach oben.

Auf der Anfahrt der kleinen Ortschaft Bienno sahen wir von weitem etwas Golden glänzen. Das sollte unser Ziel sein, ohne zu wissen was uns erwartet.

Je näher wir unserem Ziel kamen, umso deutlicher wurde es und bald sahen wir eine Statue – ähnlich der Christusstatue in Rio, nur das Diese hier deutlich kleiner war und golden glänzte. Wir stellten unser Auto auf dem kleinen Parkplatz ab und gingen den kurzen, steilen Weg nach oben. Hier waren überhaupt keine Besucher und wir hatten schon Sorge, ob man das Gelände überhaupt betreten darf. Aber solange uns niemand wegscheucht, schauen wir uns in Ruhe um.

Die Statue wurde anlässlich der Lateranverträge 1931 errichtet. Beim Rundgang auf dem Gelände entdeckten wir einen kleine Tür mit der Aufschrift „Café´“ – und ein Espresso geht immer. Der Wirt und gleichermaßen Museumsführer zeigte und dann noch die kleine Kapelle mit wunderschönen Wand- und Deckenmalereien.

Zurück in Iseo beendeten wir den ersten Urlaubstag mit einem Abendspaziergang am See.

Abendstimmung am Iseo See

Der zweite Urlaubstag sollte ganz unserer Tochter gehören und sie entschied sich für den Caneva AquaPark am Gardasee. Ein riesiger Wasserpark mit zahlreichen Wasserrutschen für jedes Alter. Für Kinder und Erwachsene die Spaß daran haben ein absolutes Muss. Vormittags sind noch nicht ganz so viele Besucher da, so dass keine langen Wartezeiten eingeplant werden müssen. Das ändert sich jedoch meist ab dem Mittag. Auf jeden Fall kann man hier mit Kindern jeden Alters einen tollen Tag verbringen.

Am Ufer des Iseo See ließen wir uns am Abend eine Familienpizza schmecken und später dann im Hotel eine gute Fische Rotwein. Der Kellner erklärte uns, dass das Weingut nicht weit weg und ein Besuch lohnenswert sei. Dazu gab er uns eine Karte in der Größe A5 als Wegbeschreibung ohne genaue Ortsangabe. Nun gut, ein Weingut liegt mit Sicherheit an der Weinstraße und Die ist ausgeschildert. Der Plan für unseren dritten Urlaubstag stand also fest.

Ganz so einfach war es dann doch nicht. Die Weinstraße führt durch viele kleine Ortschaften und Städte. Man kann hier schon mal den Überblick verlieren, bei den vielen Hinweisschildern. Nach vielen Kilometern, einigen Umwegen und Sackgassen hielten wir in einem Vorort von Erbusco an, um uns die Beine zu vertreten. Ein kurzer Spaziergang entlang der Villa Lechi und der beiden katholischen Kirchen Parrocchia Santa Maria und Piere di Santa Maria boten interessante Fotomotive.

Nach etwa drei Stunden Fahrzeit waren wir nah dran, unser Vorhaben aufzugeben, als wir plötzlich doch noch das imposante Portal des Weingutes erblickten. Für Alle, die es interessiert, hier noch einmal die Anschrift für das Navi: Ca´del Bosco Via Albano Zanella 13 Erbusco

Das Weingut umfasst etwa 240 Hektar und das Besuchergebäude ist eine Augenweide. Schon die Fahrt entlang der Rebstöcke läßt erahnen, wie riesig das Gelände sein muss. Der um das Gebäude angelegte Park lädt zum Spazieren und Verweilen ein. Mir hat es besonders die überdachte Holzbrücke angetan. Von hier aus kann man geschützt vor der heißen Sonne stundenlang in den darunterliegenden Teich blicken und die Fische beobachten. Selbstverständlich kann man im hauseigenem Shop auch den Wein käuflich erwerben. Der Wein ist nicht ganz günstig, aber wirklich sehr lecker.

Das Eingangsportal zum Weingut

Die nächsten zwei Tage standen ganz im Zeichen des Sports, der eigentliche Grund weshalb wir uns für Iseo entschieden haben. Am Mittwoch erfolgten die Vorläufe der Klassen KL2 und VL2. Hier eine kurze Erklärung dazu: Die Para-Kanuten starten über eine Strecke von 200 Metern im Kajak und/ oder im VAA´(Auslegerboot). Meist sind bei den Para-Sportlern nur Betreuer und Familienmitglieder an der Strecke, von daher zählt jeder Besucher. Mein Bruder startet erstmals in beiden Klassen und da wollen wir natürlich lautstark anfeuern.

Trotz das mein Bruder diesen Sport erst seit einem Jahr betreibt und bisher hauptsächlich VAA´ trainiert hat, ist die Hoffnung groß, dass er es bis in das Finale schafft. Für das Rennen im Kajak erhoffen wir nicht zu viel. Da hat er erst wenige Wochen zuvor mit dem Training begonnen. Auch das Starterfeld ist hier relativ groß. Um es kurz zu machen, im Kajak schaffte er es ins B-Finale und wurde hier 16. Damit lagen jetzt unsere Hoffnungen auf dem VAA´Rennen. Bei den zwei Vorläufen gab es insgesamt neun Starter und somit auch für alle ein Finalrennen. Nur nicht Letzter werden, dass ist immer doof. Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt und Stimme hatte ich auch fast keine mehr.

200 Meter sind nicht viel und echt schnell vorbei. In diesem Fall nach etwa 56 Sekunden. Was soll ich sagen: Der Kanu Kanal „Flatwater“ schrieb: „Erste Medaille für Deutschland. Ivo Kilian gewinnt Bronze.“ Was bin ich als große Schwester stolz, anders kann ich es nicht sagen. Unsere Glückwünsche gehen aber selbstverständlich auch an den Zweitplatzierten Javier Reja (Spanien) und an den australischen Weltmeister Curtis McGrath, der noch viele Jahre die Weltspitze dominieren sollte.

Die Aufregung der letzten beiden Tage hat sich wieder etwas gelegt und wir gehen die zwei letzten Urlaubstage etwas entspannter an. Zunächst fuhren wir nach Bergamo. Eine Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern, die sich in die Altstadt und Neustadt aufgliedert. Die alte Oberstadt (Citta Alta) liegt auf einem Hügel, der zu den letzten Ausläufern der Alpen gehört. Eine Standseilbahn verbindet die Unterstadt mit der komplett unter Denkmalschutz stehenden Oberstadt und überwindet dabei 85 Höhenmeter mit einem Gefälle bis zu 52%. Ein Spaziergang durch die gut erhaltene Altstadt führt an einigen Sehenswürdigkeiten und Kirchen vorbei. Kleine Cafés laden zum Verweilen ein.

Wenn man Kindern ein Mitspracherecht zugesteht, muss man eigentlich immer auf alles gefasst sein. Nach ihren Wünschen befragt, wollte unsere Tochter unbedingt in ein Museum. Nun ja, ausgestopfte Tiere sind nicht so mein Geschmack, unserer Tochter hat es im Museo Civico di Scienze Naturali (Naturkundemuseum) gefallen.

Da hat mir der Ausflug an unserem letzten Urlaubstag deutlich mehr geboten. Der führte uns mit dem Auto von Iseo aus wieder in Richtung Pisogne. Allerdings verlassen wir im Ort Marone die SP 510 und fahren über die Serpentinen der Sp 32 bis Cislano. Kurz vor der Ortschaft sieht man die merkwürdigen Gebilde aus Stein zwischen dem üppigen Grün. Bei den „Piramidi di Erosion“ handelt es sich um bis zu 30 Meter hohe Erdsäulen, die als Abschluss einen Deckstein tragen die wie Regenschirme wirken.

Bei so viel Autofahrerei kann man auch mal eine kleine Wanderung (v)ertragen. Auf einer Umgebungskarte fanden wir einen Hinweis auf einen besonders schönen Wasserfall. Wasserfälle ziehen mich magisch an! So fuhren wir mit herrlichem Blick über den See die Serpentinen wieder nach unten und nach Monticelli Brusati. Hier parkten wir das Auto und liefen über Feld- und Wanderwege vorbei an den Weinstöcken zum angepriesenen Wasserfall. Weder mein Mann, noch ich haben ernsthaft darüber nachgedacht, dass wenn es seit Wochen nicht geregnet hat, auch ein Bach kein bzw. kaum Wasser führt und daher auch kein Wasser irgendwo herunterfallen kann. Nun ja, eine kleine Pfütze stand da noch und ein dünnes Rinnsal lief über den glatten Stein. Von Wasserfall kann aber nicht die Rede sein.

Die Wanderung war trotzdem schön und Mitte August sind die Trauben auch reif und irre lecker.

Jetzt aber Schluss für heute mit dem Autofahren. Zurück ins Hotel und den Wagen abgestellt. Am späten Nachmittag nehmen wir die Fähre von Iseo zur Monte Isola. Es gibt auf der Insel zwei Fähranlegestellen. Wir entschieden uns für den Ort Peschiera. Auf den Weg ins Zentrum der Insel oder zur anderen Seite hatten wir keine Lust und so spazierten wir ein wenig durch den kleinen Ort. Viel zu sagen gibt es hierzu nicht: klein, niedlich, nichts los.

So sind wir mit der nächsten Fähre wieder zurück nach Iseo, wo wir unserer Lieblingspizzeria LEON DORO erneut besuchten. Ein letztes Highlight erwartete uns dann zu später Stunde. In Iseo wird heute das Lavendelfest gefeiert. Der kleine Marktplatz ist voll mit lila Pavillons und lila Dekorationen. Die Händler bieten eine Vielzahl von Lavendelprodukten an. Es riecht einfach herrlich und wir genießen den letzten Abend bei Lavendelduft und einem leckeren Schoppen Wein.

Fazit: Iseo oder auch einer der anderen kleinen Orte rund um den Iseo See ist eine Reise wert. Alles hier ist deutlich kleiner und entspannter als am Gardasee, der nur 50 Kilometer weit weg liegt. Wir haben auf dieser Reise gelernt, dass nicht alles bis ins kleinste Detail geplant werden muss und man sich einfach mal treiben lässt.

Einfach eine Richtung wählen und schauen wohin die Reise geht. Man hält die Augen offener, weil man sein Ziel erst suchen muss.

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