Ägypten

Ägypten – Eine Reise auf dem Nil

Da unsere fast erwachsenen Kinder bereits bei der Planung im letzten Jahr beschlossen: „Nicht schon wieder Ägypten !“ und wir sie auch mit einer Nilkreuzfahrt nicht begeistern konnte, reisten wir mit unseren Freunden im Jahr 2022 bereits Anfang Juni in das nordafrikanische Land. Wie schon so oft kümmerte sich Kathrin um die Buchung im Reisebüro unseres Vertrauens und hat wie schon so oft voll ins Schwarze getroffen. Als Reiseanbieter der Pauschalreise wählten wir Phönix – Reisen.

Unsere Reisebausteine bestanden aus zwei Tage Kairo, sieben Tage Nilkreuzfahrt und fünf Tage Badeurlaub am Roten Meer.

Unsere Anreise

Corona bedingt gab es keinen Direktflug vom Flughafen Halle/ Leipzig und so mussten wir erneut vom Neuen BER starten. Auch zwei Jahre nach Eröffnung scheint sich die Situation hier nicht zu verbessern. Nachdem wir unsere Koffer am Schalter abgegeben hatten, erfahren wir, dass unser Flug sich deutlich verspäten wird. Nun gut, hierfür kann erst einmal niemand etwas und wir bekamen einen 5,00€ Gutschein zum Verzehr. Der Food-Bereich am BER macht wenig her. Neben Pizza, Currywurst und Chinesisch gibt es keine große Auswahl weiter. Alles wird in Pappschalen mit Plastik bzw. Holzbesteck angeboten. Mein Mann und ich entschieden uns für chinesisches Essen. Bei einem Preis um die 15€ pro Portion, kam der Gutschein gerade recht. Die Dame an der Kasse lehnte jedoch den Gutschein vehement ab: „Man stehe hierzu noch in Verhandlung“. Wie bitte? Zwei Jahre BER und es muss immer noch verhandelt werden.

Grundsätzlich drängt sich mir erneut der Gedanke auf, dass die Personalabteilung „Schlechte Laune“ und „zerknitterter Gesichtsausdruck“ als Einstellungsvoraussetzung vorgibt. Weder im Gastro Bereich, noch beim Zoll oder im Abfertigungsbereich verspürt man die geringste Freundlichkeit. Klar macht hier jeder seinen Job, aber Höflichkeit und Freundlichkeit tut keinem weh.

Nun sitzen wir bereits zum fünften Mal in einem Flugzeug Richtung Ägypten. Diese Reise – Eine Reise auf dem Nil- sollte für lange Zeit unsere letzte Reise in dieses Land werden. Wir waren der Meinung, dass wir alles Wichtige gesehen hätten. Eine Reise voller Abenteuer, viel Wissen, Geschichte und unglaublicher Natur. Eine Reise die erfüllt war von Dieselgestank, von fremden Gewürzen, von geschmackvollem Essen und von Ölen, die ich zuvor nicht kannte. Es war eine anstrengende und lange Reise, es wird ein langer Text und ich kann jetzt schon sagen, es war nicht unsere letzte Reise nach Ägypten.

Nach etwa 4 1/2 Stunden landeten wir sicher in Kairo und wurden dort noch im Sicherheitsbereich von einem Phönix-Mitarbeiter in Empfang genommen. Er geleitete uns unkompliziert durch die anstehenden Kontrollen und half uns bei der Visa Beschaffung. Ein weiterer Mitarbeiter erwartete uns im klimatisierten Reisebus, welcher uns ins nahe gelegene 5 Sterne Hotel Concorde El Salam brachte. Nach ein paar kurzen, allgemeinen Informationen gab es noch ein leckeres Getränk in einer der Bars und dann nichts wie ins Bett. Morgen geht es zeitig los.

Zwei Tage Kairo und Umgebung

Nach dem Frühstück im Hotel wurden wir um 07:30 Uhr mit dem Bus abgeholt. Begleitet wurden wir von unserem gut deutsch sprechendem Guide und einem bewaffneten Sicherheitsmann in schwarzem Anzug. Unsere ersten Ziele waren die Grabstätte des hochrangigen Beamten Ti und die Stufenpyramide des Djoser. Die Pyramide stammt aus der Zeit der 3. Dynastie des alten Reiches und zählt zu den Ältesten in Ägypten.

Die Weiterfahrt im klimatisierten Bus in Richtung Memphis brachte ein wenig Abkühlung. Die Temperaturen lagen schon am frühen Morgen bei etwa 30 Grad. Von der Jahrtausend alten Metropole Memphis ist nicht mehr viel geblieben. Mitten in der Stadt befindet sich das eingezäunte Areal einer Ausgrabungsstätte. Die hier ausgestellte Statue von Ramses II ist in einem Schutzbau aufgebahrt.

Gegen Mittag nehmen wir wieder Kurs auf Kairo. Die Fahrt entlang der Bewässerungskanäle gibt einen kleinen Einblick in das Leben der Ägypter am Rande der Millionenmetropole. Kleine Felder auf denen die Menschen Getreide und Gemüse anbauen und nur mit Hilfe von Eseln oder Büffeln bearbeiten, lassen erahnen wie anders das Leben hier ist.

Zurück in Kairo steuern wir eine Art Gartenlokal an, wo wir mit köstlichen Speisen versorgt und bedient wurden. Sehr hübsch ist der kleine Garten, in welchem alte Holztüren als Dekoration dienen. Auf der überdachten Terrasse läßt es sich unter den Ventilatoren gut aushalten.

Ohne Hetze geht es nach dem Mittag weiter zum Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation. Das 2017 teileröffnete Museum beherbergt Objekte aus anderen Museen und Sammlungen aus allen Phasen der menschlichen Kultur in Ägypten. Im Rahmen der vollständigen Eröffnung im Jahr 2021 wurden in der Goldenen Parade in Anwesenheit des Staatspräsidenten Abel al-Fattah as-Sisi 22 Mumien aus dem Ägyptischen Museum überführt.

Den Abschluss des ersten Tages in Kairo bildete der Besuch der Zitadelle. Die als Alabaster Moschee bekannte Mohammed Ali Moschee mit seinen 82 Meter in die Höhe ragenden Minaretten ist sehenswert. Von dem Plateau aus hat man auch einen hervorragenden Blick über die Stadt.

Den zweite Tag in der Hauptstadt von Ägypten beginnen wir an den Pyramiden von Gizeh. Die Pyramiden zählen zu den 7 Weltwundern der Antike und sind als Einzigste noch erhalten. Auch bei unserem zweiten Besuch (wir waren 2019 schon einmal hier) frage ich mich: „Wie zum Teufel haben die Ägypter das gebaut“? Unweit der Pyramiden befindet sich die Sphinx. Spannend ist zu hören, dass unser Guide die Theorie vertritt, dass viele der ausgegrabenen Schätze immer in doppelter Form zu Tage gebracht wurden und er vermutet, dass tief im Sand noch eine zweite Sphinx begraben liegt. Warten wir es ab…

Vormittags sind noch nicht so viele Besucher da, jedoch läuft man dann um so mehr Gefahr „Opfer“ der zahlreichen Händler zu werden. So ist es einem Gast unserer Reisegruppe ergangen, der plötzlich 100€ bezahlen sollte, dafür dass er seine Kamera zurück erhält. Einheimische bieten freundlich an, Fotos von euch zu machen. Sie verwickeln die Touristen in nette Gespräche und fordern dann für die Rückgabe des Handys oder der Kamera viel Geld. Mit Hilfe unseres Guide konnte die Situation für 10€ geklärt werden.

Bevor es am späten Nachmittag Richtung Flughafen und dann nach Luxor geht besuchen wir das alte ägyptische Museum. Leider ist das neue Museum immer noch nicht eröffnet, obwohl dies bereits 2020 passieren sollte. Auch bei unserem erneuten Besuch, (nach 2019) schafften wir es nicht alle Artefakte zu bestaunen. Das Museum ist einfach riesig und beinhaltet etwa 120.000 Exponate.

Sieben Tage auf dem Nil

Gegen 21:00 Uhr kommen wir an unserem Nil Kreuzfahrt Schiff der Nile Vision an und ich bin total überrascht, wie groß die Kabinen sind. Die Panoramafenster sind der absolute Hit. Man liegt somit auf dem Bett im klimatisierten Zimmer, zieht die Vorhänge zur Seite und lässt die Landschaft an einem vorüber ziehen. Nach einem leckeren Abendessen und kurzen Reiseinformationen, genießen wir den warmen Abend an Deck und lernen erste Mitreisende kennen. Dieses 5-Sterne (Landeskategorie) Schiff bietet Platz für maximal 110 Gäste und die Besatzung versteht und spricht mehrheitlich deutsch.

Gegen 09:00 Uhr fahren wir mit dem Reisebus zum Karnak Tempel. Auf über 400 Hektar kann man hier gut erhaltene Tempel, Kapellen, Pylonen, Obelisk und Heiligtümer bestaunen. Wer sich wie ich, nicht im Vorfeld mit den einzelnen Sehenswürdigkeiten beschäftigt, ist gut beraten dem Guide zuzuhören. Mich begeistert erneut die Größe der Anlage, die Feinheiten der Architektur und die Geschichten, die hier in Hieroglyphen die Wände verzieren. Tatsächlich habe ich mir später ein Buch gekauft um einzelne Bilder übersetzen zu können. Den Nachmittag verbringen wir an Bord des Schiffes, um dann nach dem Abendessen erneut zur Tempelanlage zu fahren und die Lichtshow zu sehen.

Für einige Gäste beginnt der zweite Tag sehr früh. Gegen zusätzliches Geld kann man eine Ballonfahrt über den Nil, mit Blick zum Tal der Könige buchen. Ich selbst hab mich nicht getraut, aber Rene´ hat den Aufstieg gewagt und tolle Fotos gemacht. Rechtzeitig zum im Preis inbegriffenen Ausflugsprogramm war er wieder da und wir fahren zum Tal der Könige. Im Eintrittspreis enthalten sind hier drei Gräber, die man besichtigen kann. Natürlich werden die berühmtesten Gräber, nämlich dass des Ay und das des Tutanchamun extra berechnet. Da wir aber schon mal da sind, geben wir das Geld gern aus. Beachten sollte man jedoch, dass nicht immer alle Gräber zur Besichtigung geöffnet sind. Regelmäßig werden Gräber geschlossen, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Wer also eine bestimmte Grabstätte sehen möchte, sollte dies unbedingt im Vorfeld recherchieren.

Vom Tal der Könige fuhren wir zum Totentempel der Königin Hatschepsut. Schon vom Parkplatz aus ist der auf drei Stufen gegen den Felsen erbaute Tempel zu sehen. Die etwa 500 Meter kann man zu Fuß gehen und dabei das beeindruckende Bauwerk auf sich wirken lassen. Es werden jedoch auch Fahrten mit Elektromobilen angeboten. Für mich zählt diese Anlage zu den Schönsten in Ägypten. Bevor wir mit dem Bus zurück zum Schiff fahren, gibt es noch einen kurzen Fotostop. Die Memnon Kolosse sind riesige Zwillingsstatuen des Königs Amunhotep III der 18. Dynastie.

Am frühen Nachmittag legt die Nile Vision ab und wir nehmen Kurs auf Edfu. Jetzt bekommen wir einen ersten Eindruck vom Leben am Nil. Hin und wieder begleiten uns kleine Boot, die gefährlich nah an unser Schiff herankommen oder sich sogar ein Stück mitziehen lassen. Die Männer und Kinder in den Booten versuchen bunte Tücher zu verkaufen oder ein paar Bonbons zu erhaschen, die die Passagiere über Bord werfen. Wir genießen die Ruhe auf dem Oberdeck, kühlen uns im kleinen Pool ab und kommen mit anderen Gästen ins Gespräch. Hier erfahre ich, dass drei unterschiedliche Ausflugsprogramme angeboten werden und nicht jeder Gast alles sieht. Dafür wäre die Zeit zu kurz.

Am Abend legen wir in Edfu an. Für Gäste, die ihre Kabinen an der Landseite haben, ist es nicht einfach. Das Leben der Stadt hält hier bis tief in die Nacht. Ob Männer oder Kinder, geschlafen wird nicht vor zwei Uhr morgens. Frauen sieht man um die Uhrzeit hier keine mehr.

Hier in Edfu erwartet uns am nächsten Tag der Horus Tempel. Versprochen wird eine romantische Fahrt in einer Kutsche. Tatsächlich warten mehrere Dutzend Einspänner auf die Gäste. Die Fahrt hingegen war alles andere als romantisch. Die Kutschenführer versuchen hier all ihr Können zu zeigen und sich gegenseitig zu übertrumpfen. Mehr als einmal hatte ich berechtigte Zweifel, ob wir überhaupt heil an der Tempelanlage ankommen. Der Tempel selbst ist wirklich gut erhalten und die Schriftzeichen gut zu erkennen. Zu schaffen machen uns die vielen Menschen und die extreme Hitze. Wir nähern uns der 40 Grad Marke und die Luft in der Stadt steht.

Genauso abenteuerlich wie der Hinweg, war auch die Rückfahrt im Einspänner. Der Kutschenführer hatte riesigen Spaß, was mein Mann und ich nicht unbedingt sagen können. Natürlich erwartet er ein Trinkgeld für die erfolgreiche Fahrt, das Pferd braucht ja schließlich auch was zu fressen.

Gegen Mittag sind wir wieder auf dem Schiff und dann heißt es auch gleich „Leinen los“. Der Doppeltempel von Kom Ombo liegt direkt am Nilufer und da es in Ägypten sehr zeitig dunkel wird, besuchen wir die Anlage unter Flutlicht. Auch diese Tempelanlage ist sehr gut erhalten, jedoch muss man in der Dunkelheit höllisch aufpassen, da der Boden recht uneben ist und das Licht nicht bis in alle Ecken reicht.

Das auch Krokodile im alten Ägypten mumifiziert wurden kann man im direkt neben dem Tempel befindlichen Museum bestaunen. Das Museum ist sehr klein aber wirklich gut sortiert. Auf dem kurzen Fußweg zurück zum Schiff begleiten uns viele Kinder die geknüpfte Armbänder verkaufen. Zwei Euro tun uns hier nicht weh und der kleine Junge bedankt sich höflich. Noch am Abend geht die Reise weiter und wir legen spät in Assuan an.

Für den Vormittag ist Einiges geplant. Zuerst fahren wir mit dem Bus zu einem antiken Steinbruch. Hier kann man den drittgrößten Monolith der Welt bestaunen. Der 44 Meter lange und bis zu 4 Meter breite unvollendete Obelisk liegt noch mit dem Boden verankert im Steinbruch. Es beeindruckt mich erneut, welche Leistungen die Menschen im alten Ägypten vollbracht haben.

Der in meinen Augen schönste Ausflug war die Besichtigung des Isis Tempel von Philae. Das es diese Anlage überhaupt noch gibt ist der Staatengemeinschaft unter Schirmherrschaft der UNESCO zu verdanken. Die gesamte Tempelanlage wurde in 37.363 Teile zerlegt und auf der höhergelegenen Insel Angilkia wieder aufgebaut. (Als leidenschaftlicher Puzzle Fan überlege ich gerade, dass mein größtes Puzzle 18.000 Teile hatte und ich Jahre dafür gebraucht haben.) Hätte man die Tempelanlage nicht umgesetzt, wäre sie heute in den Fluten des Nasser Sees versunken.

Ebenfalls eine gigantische Meisterleistung ist der Bau des Assuan-Staudamm. 10 Jahre hat der Bau gedauert und die Befüllung des etwa 500 Kilometer langen Sees hat weitere 5 Jahre in Anspruch genommen. Der Staudamm reguliert die Wasserversorgung der Landwirtschaft entlang des Nils. Am Besucherzentrum ist der Bau auf vielen Tafeln dokumentiert.

Der vorletzte Tag unsere Nilkreuzfahrt begann bereits um 04:30 Uhr. 3 1/2 Stunden dauert die Busfahrt quer durch die Wüste nach Abu Simbel. Dieser Ausflug ist nicht im Reisepreis inbegriffen, jedoch absolut sehenswert. Auch die Tempelanlage Abu Simbel, die zu den Hauptsehenswürdigkeiten Ägyptens zählt, wurde in den 60er Jahren auf eine höhergelegenen Insel im Nasser See versetzt. Am Eingang des Tempels sitzt der Tempelwächter, der den Anch-Schlüssel verwahrt. Mit ihm wurden die Tore des Tempels geöffnet. Leider blieben uns nur zwei Stunden Zeit, um die Tempelanlage zu besichtigen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Schiff und relaxen am Pool. Die Nile Vision fährt mit uns am nächsten Morgen stromabwärts zurück nach Luxor, wo wir in der untergehenden Sonne den Luxor Tempel und die Sphingenallee bestaunen können. Die etwa 2,5 Kilometer lange Allee verband in der Antike den Luxor Tempel und den Karnak Tempel. Die teilweise durch das moderne Luxor überbaute Allee wurde seit 2004 in einem groß angelegten Projekt zur Erhaltung der ägyptischen Kultur freigelegt, restauriert und im November 2021 feierlich wiedereröffnet.

Noch eine letzte Nacht auf der Nile Vision und am nächsten Morgen fährt uns ein Kleinbus quer durchs Land nach Makadi Bay, wo wir noch vier Tage Urlaub in einem schönen 5 Sterne Hotel verbringen.

Fazit: Eine wundervolle Reise mit unendlich viel Kultur und Geschichte liegt hinter uns. Es war eine sehr anstrengende Reise, nicht zuletzt wegen der sehr hohen Temperaturen die im Juni in Ägypten vorherrschen. Die Kultur und die Menschen faszinieren mich immer wieder und ich musste feststellen, dass wir nicht mal einen Bruchteil von dem gesehen haben, was Ägypten noch zu bieten hat. Arrangieren muss man sich jedoch mit den zahllosen Händlern, die vor allem in Norden Ägyptens sehr aufdringlich sind. Bei fast allen Sehenswürdigkeiten führt der Ausgang zwangsläufig durch einen Basar oder eine Händlerstraße, wo die Verkäufer versuchen ihre Souvenirs an den „Mann“ zu bringen.

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