Malta Juni 2010


Die ersten Tage auf Malta
Vor etwa 7000 Jahren kamen die ersten Menschen nach Malta und 2010 WIR. Nachdem wir die letzten Jahre reinen Badeurlaub an der Adriaküste verbracht hatten, wurde es Zeit für etwas mehr Kultur. Und an Kultur hat Malta einiges zu bieten. Die Herausforderung für diesen Urlaub bestand darin, eine gesunde Mischung zwischen Sehenswürdigkeiten und der Bespaßung unserer fünfjährigen Tochter zu finden.
Mit Malta Air flogen wir von Leipzig knapp zwei Stunden in Richtung Süden und landeten am frühen Abend auf Malta. Ein Shuttlebus brachte uns bequem zu unserem gebuchten Hotel an der Westküste der kleinen Mittelmeerinsel, mit Blick auf die Nachbarinsel Gozo. Ein erster Rundgang über das Gelände brachte zunächst einmal Ernüchterung. Die Beschreibung im Reisekatalog sprach von einem kleinen, bezaubernden Hotelstrand. Wir mussten aber feststellen, dass Dieser doch recht zugemüllt war. Neben viel Seegras, welches einen üblen Geruch verbreitete, waren auch jede Menge Plastikflaschen und Getränkedosen zu finden. Ich kam nicht umhin, meinen Unmut darüber an der Rezeption kundzutun. Das Hotel selbst und die Anlage hingegen waren jedoch in einem wirklich guten Zustand und die Lage außerhalb der Stadt verspricht viel Ruhe.
Und tatsächlich, als wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück zum Strand gingen, war Dieser komplett gesäubert.


Den ersten Urlaubstag pendelten wir zwischen hoteleigenem Spielplatz, Strand und großartiger Poolanlage. Auf dem kostenlosen Tretboot chauffierten wir die Prinzessin über das kristallklare Wasser. Die ersten Schnorchel-Versuche am flachen Sandstrand klappten ganz gut, auch wenn es nicht all zu viel zu sehen gab. Die Bedürfnisse unserer Tochter waren vollumfänglich bedient. Den fantastischen Sonnenuntergang ließen wir uns auch nicht entgehen.


Sowohl unser Reiseführer als auch diverse Prospekte im Hotel verweisen auf den Paradise Bay Lido. Bei sommerlichen Temperaturen um die 30 Grad und mit Kind, fahren wir die Strecke von 5 Kilometern lieber mit dem äußerst günstigen Bus. Wie heißt es so schön? „Andere Länder, andere Sitten“. Wir also an der Haltestelle, sind bepackt mit allem was man für den Strand so braucht und drei, vier Busse fahren einfach vorbei. Noch einmal im Reiseführer nachgelesen und festgestellt, man muss den Arm heben und winken, damit der Busfahrer auch weiß, dass er anhalten soll. Das gestaltet sich in sofern schwierig, da man ja erst einmal die Busnummer erkennen muss, um dann zu entscheiden ob es auch der Richtige ist. Die Fahrt in den zum Teil mehr als 50 Jahre alten Bussen ist abenteuerlich, hat jedoch viel Charme. Klimaanlagen gibt es keine, dafür bleiben einfach die Tür offen.


Der Strand des Paradise Bay Lido hält, was der Reiseführer versprochen hat. Der feine Sandstrand und das klare, warme Wasser laden zum Baden und Relaxen ein. Auch für Kinder ist das flach abfallende Wasser ideal. Die Schwimmhilfen für unsere Tochter haben wir immer dabei.


Wellenreiten zum Schneewalzer
Am dritten Urlaubstag wurde es Zeit für einen ersten Ausflug. Bei dem örtlichen Anbieter Fernández Cruise buchten wir eine Fahrt zum Dwejra Point und zur Blue Lagoon. Wir waren etwas verwundert, dass die Tour nur an drei Tagen in der Woche angeboten wird. Begründet wurde uns das, dass man so die Natur schützen wolle. Das klang zunächst logisch und traf auf unser Verständnis. An den anderen Tagen kann man dagegen für einen heftigen Aufpreis auch eine Privattour mit einem kleineren Boot buchen. Die Fahrt mit dem zweimastigen Boot, auch Turkish Gulet genannt, führte uns an der Küste der Insel Gozo zu der eindrucksvollen Felsformation „Azure Window“ vor Dwejra. Durch Wind und Wellen wurde dieses riesige Felsentor geschaffen. Leider holte es sich die Natur auch wieder zurück. Bei einem schweren Sturm im März 2017 stürzte das etwa 100 Meter lange und 20 Meter hohe Fenster vollständig ein.

So reizvoll der Anblick des türkisblauen Wassers in der Passage zwischen Comino und der kleinen Schwesterinsel Cominotto auch sein mag. Die Blue Lagoon wird an den Ausflugstagen von vielen Schiffen angesteuert. Der kleine Sandstrand ist daher völlig überfüllt und der versprochene Zauber verfliegt sehr schnell.
Tipp: Wenn es euch möglich ist, gebt etwas mehr Geld aus und genießt eine Privattour am Nachmittag. Wenn ihr absolute Ruhe haben wollt, dann übernachtet in dem Hotel auf Comino.
Trotz „Massenabfertigung“ – die Fahrt mit dem als Segelboot getarntem motorisierten Ausflugsboot war in Ordnung. Die Boote selbst waren nicht überfüllt und jeder hatte genügend Platz. Es ist eine günstige Variante die steilen Klippen und rauen Felswände vom Meer aus zu betrachten. Wenn dann zum Wellengang der See auch noch rhythmisch der Schneewalzer gespielt wird, ist die Fahrt umso lustiger.


Die kleine Hauptstadt Valletta
Mit einem der alten Busse ließen wir uns nach einem weiteren Badetag in die Hauptstadt von Malta chauffieren. Valletta ist sowohl nach der Fläche als auch nach der Einwohnerzahl, die kleinste Hauptstadt eines EU-Staates. Praktischer Weise befindet sich der zentrale Busbahnhof direkt vor dem City Gate, durch welches man unmittelbar auf die Triq IR-Repubblika – die Republikstraße gelangt. Wir sind nicht wirklich die typischen Museen- oder Galeriebesucher, uns reicht ein Spaziergang durch die Stadt. Kleine Gassen, schöne Plätze, hier und da ein kleines Geschäft oder ein Markt. Ein kleines Café , wo man draußen unter Bäumen die Einheimischen oder die Touristen beobachten kann, reicht uns völlig aus. Dafür bietet sich Valletta förmlich an. Auf Grund zahlreicher Treppen und enger Gassen ist die Altstadt teilweise für den motorisierten Fahrzeugverkehr gesperrt.




Popeye und Olivia auf Malta
Die Hauptattraktion für unsere Tochter war definitiv der Besuch der Filmkulisse „Popeye´s Village“. Dieser Freizeitpark ist zu 100% auf Kinder ausgerichtet. Es macht unheimlich viel Spaß, die 17 bunten und zugleich schiefen Häuschen zu bestaunen und zu erkunden. Reich und mit viel Liebe dekoriert, fühlt man sich auch an seine eigene Kindheit erinnert. Das Filmdorf wurde 1980 erbaut und gilt heute als meistbesuchte Touristenattraktion auf Malta. Es gibt eine Kinderachterbahn und eine Süßigkeitenfabrik. Popeye und Olivia laufen durch das Dorf und spielen mit den Kindern. Eine Minigolfanlage und ein riesiges Kinderzimmer laden zum Verweilen ein.
Tipp: In den Sommermonaten solltet ihr die Badesachen nicht vergessen. Die Badebucht ist von hohen Felsen umgeben, man fühlt sich wie in einer riesigen Badewanne.






Rabat und Mdina
Nach einem weiteren Badetag in der Nähe unseres Hotels fuhren wir im Mietwagen nach Rabat. Obwohl Rabat nur als „Vorstadt“ von Mdina gilt, ist es interessant durch die Straßen zu schlendern und in den kleinen Läden zu stöbern. Wirklich schön ist die St. Paul´s Church. Zu einem Gang durch die Katakomben unter der Stadt konnten wir unsere vierjährige Tochter nicht überreden. Das Halbdunkel der unterirdischen Gänge ist ziemlich unheimlich.
Umso entspannter ist ein Spaziergang durch Mdina – die ummauerte Stadt, wie die Araber den Ort nannten. Durch die wenigen verbliebenen Einwohner wird die Stadt auch „The Silent City“ genannt. Und tatsächlich ist es hier wirklich sehr ruhig, da die Stadt nahezu autofrei ist. Genießt die Stille und den Blick von der alten Wehrmauer über die weite Landschaft im Zentrum der Insel Malta. Die schlichte Außenfassade der St. Paul´s Cathedral lässt nicht vermuten, was sich im Inneren befindet. Reich geschmückt und mit makaberen Grabplatten versehen, zählt die Kathedrale zum Schönsten, was Malta zu bieten hat.




Quer über Malta
Wer sich nicht selbst traut im „Linksverkehr“ Auto zu fahren, kann auch eine der angebotenen Malta Safaris buchen. Mit einem kleinen, offenen Jeep tourten wir 8 Stunden über die Insel. Ohne Hast und Eile wurden wir von unserem freundlichen Fahrer quer über die Insel Malta und Abseits der Hauptstraßen befördert. Schon mehrfach hatten wir von Weitem den Red Tower gesehen. Jetzt standen wir vor Ford St. Agatha welches als Bollwerk gegen Piratenüberfälle errichtet wurde. Leider ist der Red Tower im Laufe der Zeit verwittert. Eine Fahrt hierhin lohnt sich aber allemal, da man von dem Höhenzug aus einen fantastischen Blick in Richtung Comino hat oder die Ausflugsboote zur Blauen Lagune beobachten kann.

Noch einmal vorbei an Popeye Village fuhren wir zum wohl schönsten Blick über das Meer. Der kleine Ort Dingli liegt 252 Meter über dem Meeresspiegel. Die Dingli Cliffs fallen 250 Meter steil ins Mittelmeer. Leider hatten wir bei unserem Besuch keine klare Sicht. Vielleicht habt ihr mehr Glück. Die am Klippenrand stehende „Magdalena Chapel“ trägt eine lateinische Inschrift die besagt, dass sie für Gesetzesbrecher keine Zufluchtsstätte sei.

Tipp: Haltet hin und wieder mal bei den Straßenhändlern an. Sie bieten viele einheimische Produkte, frisches Obst und Gemüse und kühle Getränke an. Gern laden sie auch zum Probieren ein. Kaktuslikör wird in verschiedenen Nuancen angeboten. Er ist reichlich süß, aber lecker.

Weiter in Richtung Osten begeisterte uns der Blick auf die unter uns liegende „Blue Grotto“. Da sich bei unserer Tour die Sonne nicht blicken ließ, können wir das angeblich kobaltblaue Wasser nur erahnen. Hierzu soll man möglichst früh vom Fischerdorf Wied iz-Zurrieg aus, in einem der Fischerboote sitzen und eine Rundfahrt durch die Höhlen machen.

Um die Mittagszeit erreichten wir Mdina. Auch wenn wir die „stille Stadt“ bereits besucht hatten, nutzen wir die Gelegenheit uns die Beine bei einem langen Spaziergang zu vertreten und um eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen, bevor wir zum letzten Ausflugsziel des heutigen Tages weiterfahren.
Den Abschluss unserer Malta Safari bildete das größte Fischerdorf der Insel, Marsaxlokk. Täglich wird hier Markt gehalten, welcher sonntags jedoch am größten ist. Zu kaufen gibt es Obst, Gemüse, Haushaltswaren, Süßigkeiten, Alkohol und für Liebhaber, Spitzen. Besonders reizvoll ist jedoch der Hafen. Die traditionell maltesisch buntbemalten Luzzus mit den an beiden Bugwänden geschnitzten Osiris-Auge, ein Glücksamulett, sind niedlich anzusehen. Es ist kaum zu glauben, dass diese relativ kleinen Boote tatsächlich für die Fischerei genutzt werden. Es ist schade, dass die sich in unmittelbarer Nähe des Hafens befindliche Pfarrkirche „Our Lady of Pompeji“ in den Reiseführern unerwähnt bleibt. Sie ist wirklich sehenswert.



Nachbarbesuch auf Gozo
Oft genug konnten wir bei klarer Sicht die Fährschiffe nach Gozo und das gegenüberliegende Festland sehen. So nutzten wir unseren letzten Urlaubstag für einen Ausflug auf die Nachbarinsel von Malta. Vom Fährhafen Mgarr sind es nur wenige Kilometer die man mit dem Bus zurücklegen muss, um in die Hauptstadt Victoria zu gelangen. Wer gleich früh eine der ersten Fähren von Malta nach Gozo nimmt, kann das bunte Treiben auf dem Markt in Victoria erleben. Da auf Gozo bis 2010 keine Einrichtungen für Pauschalurlauber gebaut wurden, strahlt die Insel eine völlig andere Atmosphäre aus. So kann man hier in aller Ruhe wunderbar durch die kleinen Gassen schlendern und den Aufstieg zu der mächtigen Zitadelle genießen.


Und so endet unser Urlaub als Pauschalurlauber auf Malta. Rückblickend kann ich sagen, dass wir in den 10 Tagen wirklich viel von der Insel gesehen haben, wenn auch längst nicht alles. Da wir außerhalb der Ferien dort Urlaub verbracht hatten, waren die Städte und Ausflugsziele nicht überfüllt. Der regelmäßige Mix zwischen Bade- und Erlebnisurlaub sorgte dafür, dass auch unsere Tochter sich wohl fühlte und viel Spaß hatte. Jeden Ausflug haben wir als ein Abenteuer erlebt. Besonders die Jeep-Tour hat uns allen gut gefallen. Abseits der Hauptstraßen, über Feldwege und „Ackerstraßen“ konnten wir viel vom eigentlichen Leben auf Malta erleben.
